Fußballkerle 13: Erste Leseprobe

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Eine erste Leseprobe aus dem 13. Band der Wilden Fußballkerle: Markus, der Unbezwingbare.

Biestige Biester

„Dafür müssen sie büßen!“
Meine Stimme war immer noch heiser, doch dafür war sie jetzt rauh. So rauh wie Sandpapier mit der gröbsten Körnung und sie hätte jeden Feind in den Boden geschliffen! Doch das konnte sie nicht. Ätzende Hexenspotze! Der Feind war nicht da.
Statt ihm lag der grüne Ball auf dem Amboss und brannte sein Logo in unsere Netzhäute ein.
„Biestige Biester“ stand da in augenausbeißerisch-vulkanroter Schrift und die schlängelte sich Feuerlindwurm- und Giftnattertückisch durch die Augen und Nasenlöcher eines Flederkatzentotenkopfschädels hindurch.
Wir saßen auf Camelot, unserer Feste, und hatten das alte Holzfass in unsere Mitte gerollt. Das machten wir immer, wenn eine Gefahr heraufzog, und das, was hier gerade passierte, das sage ich euch, das war noch viel mehr.
„Los! Lies das hier vor!“, befahl ich Raban und hielt ihm den rosa Zettel vor seine Nase.
Der Junge mit der Coca-Cola-Glas-Brille zuckte erschrocken zurück.
„Wieso ich?“, fragte er, als wär der Zettel vergiftet.
„Weil du unser Manager bist“, antwortete ich, „und weil sich sonst kein anderer traut.“
Raban schluckte. Er schaute sich um. Er hoffte doch wirklich, ich hätte gelogen, doch ich hatte ihnen allen die Geschichte erzählt.
Ich hatte es keinen Augenblick länger ertragen. Der Vormittag in der Schule war die reinste Tortur. Dreimal sprang ich im Unterricht auf. Ich rannte zur Tür. Ich wollte hinaus. Ich dachte doch wirklich, es hätte geläutet. Doch dabei war es beim dritten Mal erst viertel nach acht. Mann-Oh-mann-oh! Am vorletzten Schultag musste ich zum Direktor und – Dreistündiger Hexenfurz! -der ließ mich gar nicht mehr gehen. Selbst nachdem der Schlussgong ertönt war, selbst nachdem die Putzfrau die Regalbretter abgestaubt hatte und die Blumen gegossen, selbst nachdem der Hausmeister die Schule abgesperrt hatte und verflixt noch mal zu Hause vor seinem Fernseher saß, selbst dann hielt mich der Direktor immer noch fest. Er saß einfach vor mir und grinste mich an. Dabei hatte ich ihm doch nur gesagt, was ich von der letzten Schulwoche hielt. Verflixt! Sie war die reinste Schikane. Und genau das bewies er mir jetzt. Das bewies er mir acht lange Stunden bis um viertel nach drei.
„So, von und zu Theumer,“ lächelte er triumphierend, „jetzt darfst du gehen.“
„Oh. Das ist aber schade.“, grinste ich eiskalt zurück, „Ich hab´ schon gedacht, wir spielen noch `ne Runde Kanaster.“
Doch diese Coolness war Fake. In Wirklichkeit saß mir die Angst in den Knochen. Ich floh aus der Schule. Ich sprang auf mein Bäckerradseifenkistenflaggschiff-Fahrrad und raste wie wild durch die Stadt. Ich raste nach Camelot. Ich kappte das Seil mit dem Sandsack. Ich katapultierte mich auf den höchsten der Türme und blies in das Horn: in Camelots Horn und das hallte quer durch die Stadt. Es hallte bis in den Teufelstopf, wo die Wilden Kerle trainierten. Der Holzzaun vibrierte um sie herum. Willi, unser Trainer, verlor vor Schreck seinen Hut. So standen ihm die Haare zu Berge. Und – Mann-Oh-mann-oh! – danach dauerte es keine sieben Minuten, da waren alle dreizehn Kerle bei mir. Sie stoben im Pulk in Julis Garten hinein. Sie sprangen im Fahren aus ihren Sätteln. Sie schnappten sich Leitern und Seile und stürmten dann so, als wollten sie Camelot entern, in die riesige Halle unseres Baumhauses hinein.
„Was ist los?“, fragten sie aufgeregt und wild durcheinander.
„Was ist denn passiert?“
„Markus, was soll das?“
„Warum bist du nicht zum Training gekommen?“
Doch dann entdeckten sie den Ball auf dem Amboss und als hätte sie dieses Ding hypnotisiert, verstummten sie alle sofort. Sie setzten sich wortlos. Sie sackten zu Boden. Kein „Kacke verdammte!“, kein „Sakra Rhinozeros-Pups!“, nein, nicht einmal ein „Heiliger Muckefuck!“ oder ein „Schitte!“ waren zu hören. Sie saßen nur da. Sie starrten auf das augenausbeißerisch-vulkanrote Logo und sie wurden ganz blass, als ich ihnen die Geschichte erzählte. Ja, und Maxi „Tippkick“ Maximilian, dem Mann mit dem härtesten Bumms auf der Welt, zog es alles Blut aus den Adern, als er von der Macht des Schusses erfuhr, mit der dieser Ball in meinem Zimmer einschlug. Katta-ta-wumm!
„So, und jetzt liest du bitte diesen Zettel hier vor!“
Raban, dem Held, standen seine Hörner zu Berge. Er schaute mich an, als schickte ich ihn, nur mit einer Pumuckelunterhose bekleidet, in den Ballettunterricht. Doch ich wusste, es würde noch schlimmer. Ich hatte den Brief schon heute Morgen gelesen und das war eindeutig einmal zu viel. Ein zweites Mal würde mich wahnsinnig machen. Doch die anderen mussten es hören.
„Beim brodelnden Hexenkessel! Raban, worauf wartest du noch?“
Raban nahm den Brief mit zitternden Händen. Er entfaltete das zerknüllte Papier. Er putzte die Angst von seiner Coca-Cola-Glas-Brille und würgte einen Klos aus dem Hals. Erst einen, der so groß war, wie eine Melone. Dann einen, der so groß war wie zwei. Ja, und dann würgte er noch mal so lange, bis ein ganzer Melonenlastwagen aus seinem Hals herausgeplumpst kam. Grunzender Teufelsrülpser! Und selbst dann war seine Stimme immer noch heiser.
„Okay, also gut! Wie du willst.“, flüsterte er und dann begann er endlich … nein, das stimmt nicht ganz! Halt! Dann begann er leider Gottes zu lesen.
„Hey und Hallo!“, las Raban ganz leise. „Das ist ja echt lustig. Euch gibt es in Echt. Und wir müssen Euch leider ein großes Kompliment machen: Wir haben schon so viele Sachen über euch wilde Racker gehört.“
Raban stockte der Atem. Er schnappte nach Luft und dann plusterte er sich wie ein Maikäfer auf, der ein Rhinozeros sein will.
„Wilde Racker!“, fauchte er und stampfte dabei auf den Boden. „Das steht da ja wirklich. Habt ihr das alle gehört?“
„Los, Raban, lies weiter!“, forderte ich ihn erbarmungslos auf, „Das ist erst der Anfang!“
Leon und Marlon blitzten mich an. Sie wollten mich stoppen, doch das ließ ich nicht zu.
„Raban, was ist!“, fuhr ich meinen Freund an und wenn ihr es wollt, könnt ihr es jetzt und für immer behaupten: Markus, der Unbezwingbare trägt alleine die Schuld. Er trieb die Wilden Fußballkerle in ihr Verderben.
Aber ich konnte nicht anders. Verflixt! Versteht ihr das nicht? Das ist wie bei der Fabel vom Scorpion und dem Frosch. Das hat euch Joschka doch schon erklärt, als wir uns alle vor Gonzales versteckten: vor Gonzo Gonzales, dem blassen Vampir.
„Raban, was ist?!“, wiederholte ich ungeduldig und mit diesen drei Worten nahm unser Schicksal seinen endgültigen Lauf.
„Oh, sorry.“, las Raban. „Jetzt werdet Ihr ganz bestimmt wütend. Aber Ihr wolltet doch immer, dass man aufrichtig ist. Und das sind wir jetzt, hört ihr, und die Wahrheit tut weh. Ihr seid keine Kerle, Ihr seid höchstens Racker und dass Ihr die wildeste Fußballmannschaft der Welt sein wollt, ist deshalb ein Witz. Euer Teufelstopf ist ein Bolzplatz und der schwarze Ball eine Murmel. Euer Baumhaus würde bei uns nur als Gartenlaube durchgehen. Ja, und für die Dimension Acht, in der ihr herumkickt, fällt uns leider nur ein Name ein: Pampasliga. Ha! Was sagt ihr jetzt?“
Raban, der Held, schnappte nach Luft. Seine Augen wurden größer als seine Coca-Cola-Glas-Brille und dann plusterte sich auch der Rest von ihm auf. Er wuchs auf dreifache Rhinozerosgröße. Er würde gleich platzen, so wütend war er …, doch das war zu früh.
„Lies weiter!“, befahl ich und Raban gehorchte.
„Ha! Was sagt ihr jetzt?“, las er mit bebender Stimme. „Nun, wir hoffen, Ihr kneift nicht und werft den Brief nicht gleich weg, so wie ihr es mit Vanessas Brief vor einem Jahr machen wolltet. Denn dann verpasst
ihr eure einzige Chance: Die wildeste Fußballmannschaft der Welt sind nämlich wir: die Biestigen Biester, und dass Ihr so berühmt seid und uns keiner kennt, ist eine Schande und eine Beleidigung, die alle Drachen, Nattern und Vipern sofort aus der Haut fahren lässt.
Deshalb fordern wir euch heraus. Das seid Ihr uns schuldig. Wir fordern, dass Ihr gegen uns spielt: in einer Woche, am 5. August, in der Natternhöhle in Hamm in Westfalen. Bei Sonnenuntergang erwarten wir Euch und dann werden wir es allen beweisen. Dann schießen wir Euch in die Wüste hinein und danach bis ans Ende der Welt. Dafür reißen wir uns unsere Giftzähne aus. Das versprechen wir Euch!
Doch falls Ihr so seid, wie wir es vermuten. Falls Ihr gar nicht erst kommt oder es nicht rechtzeitig schafft, nun, dann solltet ihr Euch ganz schnell verstecken. Am besten auf Camelot, in Eurem Schrebergartenbaumhäuschen, und dort solltet Ihr bleiben, bis Ihr alt und datterig seid.
Denn auch dann wird die Welt die Wahrheit erfahren. Sie wird von uns hören, wer Ihr in Wirklichkeit seid: ein Haufen kleiner Jungs, die Weihnachtsschmuck basteln und die am liebsten nicht Fahrrad, sondern Bobbie-Car fahren.
So, jetzt sind wir fertig und wir hoffen, es geht Euch noch gut. Nutzt Eure Chance, auch wenn sie gar keine ist. Der Sommer gehört dem, der am wildesten ist, und macht Euch nicht gleich in die Hosen.
Wir grüßen Euch alle mit unserem Klapperschlangengerassel!
KSSSSSS! KSSSSSS!
Eure Biestigen Biester.“

Wer noch ein bisschen weiterlesen will: mehr gibt’s hier www.diewildenkerle.de
Und Band 13 wird dann (hoffentlich) in etwa einer Woche erscheinen…